Das Dharmarad drehen
Sesshin – Sesshin bedeutet „Ein Geist“, Sesshin
bedeutet, dass wir gemeinsam für eine bestimmte Zeit
intensiv den Buddha-Weg gehen.
Was bedeutet „den Buddha-Weg gehen“?
Dogen schreibt im Shobogenzo:
„Den Buddha-Weg gehen bedeutet den Geist erforschen.
Den Geist erforschen bedeutet den Geist vergessen.“
Mit vergessen meint Dogen das Transformieren des
Geistes.
Von jetzt ab bis Sonntag (am) frühen Nachmittag werden wir
gemeinsam praktizieren, üben, studieren und uns ganz dem
Dharma widmen. Nichts anderes, um das wir uns groß kümmern
müssen. Das Han ruft uns zum Sitzen, die Klangschale weist
und den Weg, wann das Zazen beginnt, wann es endet, wann
Kinhin kommt – und wir können alle unsere Energie und
Aufmerksamkeit dem Jetzt, dem Augenblick widmen.
Thema dieses Sesshins wird auch sein, was Dogen damit
meinte, als er sagte, den Zen-Weg gehen, den Buddha-Weg
gehen bedeutet den Geist erforschen. Meister Kusei sagte
einst zu seinem Schüler: „Wenn der Geist verwirrt ist, dreht
sich das Rad des Dharma. Wenn der Geist klar ist, drehst Du
das Rad des Dharma.“
Kusei sagte: „Wenn
der Geist verwirrt ist, dreht sich das Rad des Dharma.“
Was meint das? Wir haben gerade wieder den Öcher Bend, "die
Kirmes ist auf". Das ist ein schönes Bild dafür. Stellt euch
ein Karussell vor, so ein Kinderkarussell mit Autos und
Pferden, verschiedenen Dingen die sich drehen - und in der
Mitte ist das Kartenhäuschen, da kann man Karten kaufen, für
das Karussell. Wenn der Geist verwirrt ist und das Rad des
Dharma sich dreht, ist das so, als säßet ihr im
Kartenhäuschen und schaut raus aus dem sich mitdrehenden
Kartenhaus heraus. Und der Dharma geschieht die ganze Zeit,
das Karusell dreht sich in bunter Vielfalt und Folge, doch
Ihr seht nur "Ein Pferd! Das ganze Leben ist ein Pferd!" Nun
ja, weil das Pferd direkt vor dem Kartenfenster steht
Kusei sagte: „Wenn der Geist klar ist, drehen wir das Rad
des Dharma.“
Jetzt stellt euch vor, Ihr dreht das Dharmarad! Ihr sitzt in
jenem Häusschen, doch die Achse ist nicht fest, sie hält
nicht fest und Ihr dreht das Karusell an Euch vorüber. Und
Ihr seht das Pferd, UND das Auto, UND den Delphin, UND das
Feuerwehrauto UND den Polizeiwagen, UND da sitzen ja Kinder
drauf UND da im Hintergrund stehen noch andere Menschen,
undundund...
Und so ist das auch mit den Dingen, mit der
Welt der Formen, die sich beständig verändern. Indem wir das
Rad des Dharma selbst drehen, vermögen wir all die
verschiedenen Aspekte zu sehen, zu entdecken. Und (wir)
kommen davon ab zu sagen: Das ist so.
Oder so.
Oder so.
(Wir) kommen davon ab, den Dingen Etiketten zu geben,
Beschreibungen - und diese für das Sein zu halten.
Urteile zu fällen und Urteile auch zu vollstrecken. -- Und
dies hat damit zu tun, was Dogen meint, wenn er sagt: „Den
Geist studieren.“
Ja? Auf das Bild übertragen meint das, sich das Karussell
mal genauer anschauen und gucken, in die verschiedenen
Positionen gehen und entdecken: „Ah, schau. Das ist das.“
Und zu entdecken: Ja, es ist nicht falsch, das Konzept, das
Bild davon, dass da ein Feuerwehrwagen ist. Ja, da ist ein
Feuerwehrwagen. Und da ist ein Pferd. Und ein Polizeiauto.
Und ein Delphin. Und noch andere Figuren. Und alle sind da,
bewegen sich, sind alle Teil eines Ganzen. Und nicht
irgendein Teil davon reduziert sich als Ganzes, sondern
alles zusammen ist das Ganze. Und plötzlich können wir das
erfassen, entdecken, realisieren.
Ihr findet in vielen alten klassischen Texten eben diese
Formulierung, dass die Buddhas und Patriarchen das Rad des
Dharma drehten. Und wir alle sind Buddhas und Patriarchen.
Und Matriarchen. Und wenn wir uns hier zur Praxis treffen,
dann üben wir uns darin, das Rad des Dharma zu drehen.