Regeln und Grundsätzliches
Ja, es gibt Grundsätzliches im Zen, die Basics. Hier möchte ich auf eben diese basics eingehen, denn sie können uns Richtlinien, Übungsfelder, Studienthemen und zugleich Spiegel des Lebens, unseres Lebens, sein. Es sind die 16 kai (jap.: Regeln/Gebote), anhand derer wir im Bambushain unser Leben ausrichten.
Die Sanbao (Drei Kostbarkeiten) buddha, dharma, sangha
Gemeinhin spricht man im
Buddhismus davon, dass jemand, der Buddhist wird, "Zuflucht
nimmt" zu den drei Kostbarkeiten, Buddha, Dharma, Sangha. Im
wörtlichen Verständnis sind dies Shakyamuni Buddha (buddha),
der Wegbegründer, die Lehre Buddhas (dharma) und die
klösterliche Gemeinschaft (sangha).
Man kann dies wörtlich nehmen, wobei ich mich frage, wie man
zu einem seit über 2000 Jahren Verstorbenen Zuflucht nehmen
kann, ob Lehrbücher über Buddhismus den Dharma
repräsentieren und ob Zuflucht in einen Tempel nicht ein
Sichverschließen vor dem Leben ist.
Eine weitere und umfassendere Bedeutung ist
Einheit, die
erwachte Natur allen Seins (buddha)
Verschiedenheit, der Ozean der Weisheit und
des Mitgefühls(dharma)
Harmonie/Interaktion, die Interdependenz
aller Geschöpfe (sangha)
Aus diesen drei Aspekten ergeben sich jeweils drei Formen der Aktivität, der Manifestation bzw. Realisierung:
Nichtwissen, die Quelle aller Manifestationen und alle Manifestationen als Lehren des Nichtwissens zu erkennen
Zeugnis ablegen, sich von der Freude und vom Leid des Seins berühren zu lassen
Liebevolles Handeln, sich selbst, die Erde, die Menschheit und alle Wesen zu heilen
Detaillierte Handlungsanweisungen im täglichen Leben spiegeln sich in den zehn Grundregeln:
1. Ich erkenne, dass ich nicht
getrennt bin von allem Sein und mir selbst und damit auch
anderen keinen Schaden zufügen möchte.
Das ist das Gebot, nicht zu verletzen
2. Ich bin zufrieden mit dem, was ich habe und bereit, ebenso Notwendiges bereitwillig zu geben, wie anzunehmen. Das ist das Gebot, nicht zu stehlen.
3. Nicht Missbrauchen
Es bedeutet, allen Wesen mit Respekt und Ehrfurcht zu
begegnen und uneigennützig Liebe und Freundschaft zu
schenken
4 Nicht Lügen
Dieses Gebot bedeutet, mir selbst und anderen gegenüber
aufrichtig zu sein, aus dem Herzen zulauschen und aus dem
Herzen zu sprechen
5. Nicht Flüchten
Es bedeutet, nicht vor der Wirklichkeit zu fliehen und sich
nicht Illusionen hinzugeben, sondern einen klaren
aufmerksamen Geist zu kultivieren
6. Nicht verurteilen
Das bedeutet, vollständige Verantwortung für mich und mein
Leben zu tragen und das Geschenk eines jeden Augenblicks und
jeder Begegnung vorbehaltlos anzunehmen.
7. Nicht überheblich sein
Das bedeutet, offen und furchtlos aussprechen, was ich als
wahr erachte, ohne dabei Intoleranz gegenüber anderen
Sichtweisen an den Tag zu legen.
8. Nicht Geizen
Es bedeutet, keinen Geist des Mangels zu nähren, sondern
vielmehr alle Zutaten und Gaben meines Lebens nach bestem
Vermögen einzusetzen und zu nutzen
9. Nicht Anhaften
Dies bedeutet, auch negative Gefühle in die Praxis zu
integrieren, ohne sie jedoch zu nähren und Schmerz und Leid
in Weisheit zu verwandeln
10. Die drei Kostbarkeiten
achten
Es bedeutet, mein Leben als Werkzeug und Raum des
Friedenstiftens zu ehren und sich ihm als Ausdruck der
Einheit, der Vielfalt und der Harmonie zu widmen